Mitgliedertag 2019

Besuch Campus Galli und Heuneburg

Bei strahlendem Sonnenschein fuhren wir am Morgen des 8. Juni 2019 in Schaffhausen mit dem Mobility los – komfortabel chauffiert von Kathrin Schäppi – Richtung Campus Galli. Dort wurden wir freundlich in Empfang genommen von Frau Löchel, unserer Führerin, die wie fast alle anderen Mitarbeiter des Campus Galli ehrenamtlich tätig ist. Frau Löchel führte uns fast zwei Stunden lang durch das Gelände und wusste sowohl Spannendes und als auch Erheiterndes zur Entstehung des eindrücklichen Museums unter freiem Himmel zu erzählen, wo Handwerker und Ehrenamtliche mit den Mitteln des 9. Jahrhunderts ein Kloster auf der Grundlage des St. Galler Klosterplans erbauen. "Menschen zeigen was Menschenhände erschaffen haben", sei ihr Leitmotiv, sagte sie uns strahlend. Die Begeisterung und Freude, Teil eines solchen Projekts sein zu dürfen, war deutlich spürbar. "Fast alles auf dem Campus Galli wird selber von Hand gefertigt und möglichst auf ursprüngliche Weise", erklärte Frau Löchel. Doch: "Das bringt so seine Freuden und Tücken mit sich und setzt auch mancher Unternehmung Grenzen." So etwa gelang der Bau der Holzkirche gut und alle Mitwirkenden waren bei der Fertigstellung förmlich überwältigt davon, was sie zusammen erreicht hatten. Der Guss der Bronzeglocke für den Glockenturm neben der Kirche glückte hingegen erst beim dritten Anlauf, doch ihr heller Klang ist nun auf dem ganzen Gelände zur Mittagszeit "ein Vaterunser lang" zu hören. Wir erfuhren auch, dass sich das Arbeiten mit den traditionellen Holzschuhen wegen der Unfallgefahr als zu riskant erwiesen hatte und dass die Dachdecker unter ihrem dekorativen Strohhut aus Sicherheitsgründen einen Sturzhelm bei der Arbeit zu tragen haben. Geschickt werden so die Anforderungen des 21. Jahrhunderts in die Arbeitssituationen integriert. Ein weiteres Beispiel hierfür: Bei der Rekonstruktion der Küche wechseln sich Lehmverputz und Flechtwerk ab mit einer hygienisch einwandfreien Chromstahlspühle.

Vielen Handwerkern konnte bei der Arbeit zugeschaut werden. Auch hier war gut zu sehen, wie an einem Ort viel gelang, während an einem anderen noch einiges hinzuzulernen war. Da gab es die Verarbeitung der Wolle — vom Färben übers Spinnen bis zum Weben, die Korbflechterei, die Seilerei, die Schindelmacherei, die Küferei, die Töpferei, den Steinmetz, Zimmerleute bei der Arbeit. Das Dachdecken mit Stroh wurde erklärt, ebenso das Anlegen eines Kräutergartens und eines Obstgartens, um nur einige Beispiele zu nennen. Hungrig und auch neugierig, was es denn mit dem "Dennetle", das auf dem Menü stand, auf sich habe, begaben wir uns nach der Führung zum Mittagstisch unter freiem Himmel und genossen diese "mittelalterliche Version einer Pizza". Wer der Sache nicht ganz traute, wählte den Linseneintopf mit deftiger Wurst. Nach dem Essen stand noch genügend Zeit zur Verfügung, um sich individuell umzusehen oder an den beiden Souvenierständen Einkäufe zu tätigen. Der Renner beim Shoppen war die süsse Versuchung in Form von "gezuckerten Spatzenhirnen".

Anschliessend ging es weiter mit dem Auto zum Freilichtmuseum Heuneburg. Unter der Leitung von Frau Speh besichtigten wir zunächst vier Hügelgräber in der Umgebung. Danach gingen wir über das Gelände und die Wehranlage des ältesten namentlich erwähnten Ortes Deutschlands – der Keltenstadt Pyrene – die hoch über der Donau liegt und von der aus sich eine eindrückliche Sicht über die Ebene bis zu den Alpen bietet. Nebst dem rekonstruierten keltischen Herrenhaus, das ein kleines Museum beherbergt, gab es auch Wohnhäuser und Werkstätten zu besichtigen, alles in Betrieb und belebt von zeitgemäss gekleideten Mitarbeitenden. Auch hier war man mit Eifer und Freude bei der Arbeit und gerne bereit, Einblicke zu geben in die Lebenswelt der Kelten. So wurde ich in einem Wohnhaus beim Betrachten eines Bettes von der zuständigen Mitarbeiterin freundlich aufgefordert: "Legen’s sich doch einfach mal da rein"! Zu bewundern war nebst einem "Kelten", der die Anlage zu Pferd überquerte, auch die Herstellung von Ringpanzerhemden oder der Gebrauch von Wurfschleudern. Keramik wurde getöpfert, Schuhe genäht, es gab eine kleine Schmiede und eine Frauengruppe spann im Freien in traditioneller Kleidung (mit Gürtelblechen) Wolle. Die Frage, ob Gürtelbleche bequem seinen, wurde lakonisch beantwortet: "Ja, wenn sie passen". Pünktlich um 17:00 Uhr wurden wir aufgefordert, die Anlage zu verlassen, was sowohl die Shoppingtour abrupt abbrach als auch das Bienenstichessen hungriger Mitreisender erheblich beschleunigte und das abschliessende Kaffeetrinken sozusagen verunmöglichte. Dennoch guter Dinge machten wir uns nach dem gelungenen Tag auf den Heimweg, wo bereits für den nächsten Mitgliederausflug vom 13. Juni 2020 neue Pläne geschmiedet und über mögliche Reiseziele geplaudert und geträumt wurde: Hallstatt? Bozen? Guédelon? Gizeh!! ;-)

Es hat wirklich grossen Spass gemacht!

 

Bericht: Regula Herzig

Fotos: Kathrin Schäppi